Der Orient

Das Wort „Orient“ kommt vom lateinischen Wort für Osten „oriens“ und „sol oriens„, was für „aufgehende Sonne“ steht. Ursprünglich war er eine der vier römischen Weltregionen. Vielen Menschen ist der Orient auch als Abendland bekannt – als Gegenstück zum Morgenland – welches die Region in der wir hier in Deutschland leben bezeichnet. Die Begriffe Morgenland und Abendland ergeben sich aus dem Lauf der Sonne, ausgehend vom Standort Rom: Im Osten geht morgens die Sonne auf (Morgenland) und im Westen geht sie abends unter (Abendland).

Zum Orient wird heutzutage der Nahe Osten und die arabisch-islamische Welt gezählt. Darin eingeschlossen sind auch die Türkei und die afrikanischen Länder nördlich der Sahara, aber nicht die die islamischen Staaten Südostasiens.

Rast in der Syrischen Wüste, Eugen Bracht, 1883

Eugen Bracht: Rast in der Syrischen Wüste, 1883

Neben den geographischen- gibt es natürlich auch kulturelle Aspekte. Viele Dichter und Schriftsteller haben sich von der mystischen orientalischen Welt inspirieren lassen, von den Wüstenschlössern Syriens und den prachtvollen Palästen der Sultane aus längst vergangener Zeit oder den verwinkelten Basaren in Aleppo. Bekannte Beispiele dafür sind der West-östliche Divan von Goethe oder der Roman Morgenlandfahrt von Hermann Hesse. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde der Orient zu einer Traumwelt, in der die sogenannten Orientalisten ihre Eindrücke von der Region malerisch verarbeiteten. Einige europäische Architekten kopierten den orientalischen Baustil für ihre Bauten in Großstädten, man erkennt ihn heute noch an der Neuen Synagoge in Berlin.

Neue Synagoge in Berlin Andreas Praefcke unter CC BY 3.0

Natürlich sind auch viele Moscheen, die islamischen Gotteshäuser, im Stil des Morgenlandes gebaut. Der berühmte Orient-Express – ein Luxuszug – der Paris über den Balkan mit Istanbul (damals noch Konstantinopel) verband, war bis 2009 über 126 Jahre die Verbindung von Morgen- und Abendland.

Heutzutage ist der Orient leider in der Folge des arabischen Frühlings eine in Bürgerkriegswirren und politische Krisen verstrickte Region. Die Regierungen, oftmals geführt von brutalen Diktatoren, kämpfen gegen die eigene Bevölkerung; das Militär um die legislative Gewalt. Terroristen legen vor allem im Irak in Syrien bedeutende Denkmäler, die sogar zum Weltkulturerbe gehören, in Schutt und Asche. Trauriges Beispiel ist die Zerstörung der Oase Palmyra mit ihrem weithin bekannten Triumphbogen Mitte 2015. Aus mindestens sechs Museen wurden Fundstücke von hohem historischen Wert gestohlen. Die zuständige UN-Organisation zur Erhaltung von wertvoller Kultur (UNESCO) versucht zwar, weitere Zerstörungen zu verhindern, allerdings gestalten sich derlei Unterfangen aufgrund der Gefahr für Leib und Leben vor Ort äußerst schwierig. Wer dennoch orientalisches Flair genießen möchte, dem ist eine Reise in das relativ sichere Marokko ans Herz zu legen, zum Beispiel in die legendäre Stadt Fes.