Syrisches Arabisch
Syrisches Arabisch
In Syrien wird Hocharabisch geschrieben und verstanden. Warum also solltest Du syrisches Arabisch lernen? In erster Linie weil alle Deine Gesprächspartner in dieser Region diesen Dialekt sprechen. Es kann daher vorkommen, dass Du die Antwort auf eine auf Hocharabisch gestellte Frage nicht oder nur teilweise verstehst und das über die Grenzen Syriens hinaus. Denn auch in Syriens Nachbarländern kannst Du Dich mit dem syrischen Arabisch problemlos verständigen. Die Dialekte des Libanon, Palästinas und Jordaniens sind dem Syrischen so ähnlich, dass sie von einigen Sprachwissenschaftlern als „levantinisch“ zusammengefasst werden. Darüber hinaus haben syrische Fernsehserien und Popmusiker zur Verbreitung des syrischen Arabisch beigetragen, denn sie sind auch in anderen arabischen Ländern sehr beliebt. Die syrische Seifenoper Bab al-Hara gilt als eine der beliebtesten Fernsehserien der arabischen Welt. Sie wird jedes Jahr im Ramadan im arabischen Satellitenfernsehen länderübergreifend ausgestrahlt. Syrisches Arabisch wird daher inzwischen auch auf der gesamten arabischen Halbinsel gut verstanden.
Ein weiterer Grund für das Erlernen des syrischen Dialekts ist, dass er einfacher ist als Hocharabisch. So werden beispielsweise der Konjunktiv, die grammatischen Fälle und die Nunation im syrischen Arabischen nicht verwendet. Auch die Dualformen der Verben und die weiblichen Verbendungen in Plural entfallen im syrischen Dialekt. Bei der Verneinung von Verben wird anders als im Hocharabischen nicht mehr zwischen Präsens (Verneinung mit „la“) und Vergangenheit (Verneinung mit „lam“) unterschieden. Stattdessen wird einheitlich mit dem Partikel „ma“ verneint.
Was unterscheidet syrisches Arabisch sonst noch von Hocharabisch?
Zum einen gibt es eigene Vokabeln. Hier einige Beispiele: Aus dem hocharabischen Fragewort „ma“ für „was“ wird im syrischen Arabisch „shu“. Für „morgen“ sagt man in Syrien „bukra“ statt hocharabisch „ġadan“ und „Geld“ heißt auf Syrisch „masari“ statt „naqd“. In vielen modernen Wörterbüchern stehen neben den hocharabischen Vokabeln auch die der wichtigsten Dialekte, zu denen auch syrisches Arabisch gehört. Auch in der Aussprache gibt es Unterschiede. Die Vokale a und u verfärben sich zu e und o. So wird „anta“, hocharabisch für „du“, in Syrien „ente“ gesprochen. Bei den Konsonanten wird uns das qaf in der Aussprache erleichtert. Dieser gutturale K-Laut wird in Syrien oft einfach als Hamza, d.h. als Stimmansatz, gesprochen. Die interdentalen Laute tha und dhal, die in der hocharabischen Aussprache dem englischen th ähneln, werden in Syrien oft als einfaches t oder d ausgesprochen.
Inzwischen sind über 1 Million Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Davon sind über die Hälfte aus Syrien. Du hast also gute Chancen, Deine Syrisch-Arabisch-Kenntnisse hier in Deutschland anzuwenden. Vielleicht findest Du unter den Geflüchteten auch jemanden, der Dir beim Arabisch lernen hilft während Du ihm Deutsch beibringst. Falls Du Flüchtlingshelfer bist, lies Dir doch auch diesen Artikel zum Thema „Sprachkurs für Flüchtlingshelfer“ durch!